Unternehmensinformation
Hauptversammlung der EnBW ODR AG: Das Ziel heißt Wachstum
EnBW ODR schließt ein Geschäftsjahr mit hohen Investitionen für Energiewende und Turbulenzen am Energiemarkt ab.
ELLWANGEN. Ein weiteres Jahr Pandemie, Turbulenzen am Beschaffungsmarkt für Energie, Klimaziele und Energiewende:
Die Herausforderungen für Energieunternehmen sind im Jahr 2021 noch größer und komplexer geworden, auch für die EnBW Ostwürttemberg DonauRies AG (ODR) in Ellwangen.
Energie neu denken
Um für die Anforderungen der Zukunft optimal aufgestellt zu sein, hat sich die EnBW ODR AG neu aufgestellt. Insbesondere die mit der Neustrukturierung verbundene Ausgliederung des Geschäftsbereichs Netzwirtschaft in die 100%ige Tochtergesellschaft – die Netze ODR GmbH – bedurfte einer hohen Investition und einem großen Engagement der Mitarbeitenden. Zudem hat der Energiedienstleister die Digitalisierung massiv vorangetrieben. Große Teile der SAP-Systemwelt wurden 2021 neu aufgesetzt und die Prozesse im Personalbereich wurden für die zukünftige digitale und agile Arbeitswelt optimiert.
„Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Auswirkungen auf unsere Energieversorgung zeigt einmal mehr, dass wir schnell unabhängiger von fossilen Energieträgern werden müssen. Wir müssen Energie jetzt neu denken“, sagte Sebastian Maier, technischer Vorstand der ODR. Neben einer gut aufgestellten Organisation brauche es leistungsfähige Netze für das Gelingen der Energiewende. Daher hat die Netze ODR im Berichtsjahr insgesamt 40 Millionen Euro für den Ausbau ihrer Strom-, Gas- und Breitbandnetze verwendet. Davon entfallen allein 25 Millionen Euro auf die Instandhaltung, Modernisierung und Erweiterung des Stromnetzes, 5 Millionen Euro in das Breitbandnetz und 10 Millionen Euro steckte der Energieversorger in das Gasnetz. „Gas bleibt in den kommenden Jahren eine unverzichtbare Brückentechnologie auf dem Weg zur Klimaneutralität“, ordnete Sebastian Maier ein, und ergänzte: „Die Perspektive heißt grüner Wasserstoff – unsere neuen Leitungen sind darauf ausgelegt, in ein paar Jahren den Energieträger der Zukunft durch unsere Region zu transportieren.“
Herausforderndes Jahr 2021
Die Turbulenzen am Beschaffungsmarkt ist an den Geschäftszahlen für 2021 abzulesen, die das Unternehmen am Mittwoch, 29. Juni, bei seiner Hauptversammlung präsentiert hat. Die EnBW ODR hat das Geschäftsjahr mit negativem Ergebnis abgeschlossen, konkret beläuft sich das Ergebnis nach Steuern auf ein Minus von 14,7 Millionen Euro. „Im letzten Quartal standen wir einer Situation am Energiemarkt gegenüber, die ihresgleichen vergeblich sucht. Massive Preisanstiege für die Strom- und Gasbeschaffung überstiegen unsere Risikovorsorge. Zusätzlich fingen wir über 3.000 Gas- und Stromkunden von Billigenergieanbietern in unserer Grundversorgung auf, deren Geschäftsmodell durch die Preisexplosion nicht mehr funktionierte und die sich deshalb ihrer Kunden entledigten“, erklärt Frank Reitmajer, kaufmännischer Vorstand der ODR Für die Ersatzversorgung der im Stich gelassenen Verbraucher mussten das Unternehmen kurzfristig zu horrenden Preisen zusätzlich Energie beschaffen. „Das führte dazu, dass wir rund 9 Millionen Euro unseres Ergebnisses eingebüßt haben“, erläuterte Frank Reitmajer die Geschäftslage. Positiv zu bewerten sei jedoch, dass viele Kundinnen und Kunden den Wert von regionalen Versorgern wiedererkannt hätten. Im Privatkundensegment konnte die ODR sowohl im Strom- als auch im Gasgeschäft einen Kundenzuwachs registrieren. Der Absatz von Strom stieg von rund 700 auf 730 Gigawattstunden (GWh), im Gassegment von etwa 420 auf 470 GWh. „Im gesamten Kundenportfolio ist eine Nachfrage nach regionalen, nachhaltigen und zuverlässigen Partnern deutlich spürbar. Wir gehen daher von einem anhaltenden Kundenzuwachs aus“, ergänzte Frank Reitmajer.
Energiewende auf dem Land
Die Energiewende erfolge im ländlichen Raum, betonte Sebastian Maier und erklärte: „Dort gibt es die notwendigen Flächen und Ressourcen für die Erzeugung von Strom aus Wind, Sonne und Biomasse.“ Die Vorstände der ODR sehen darin eine Chance und Herausforderung zugleich. Der Anteil an erneuerbaren Energie-Anlagen im Netze ODR-Gebiet verdeutlicht das: Insgesamt sind dort bereits Erneuerbare Energien-Anlagen mit 1 Gigawatt installierter Leistung ans Netz angeschlossen. Das entspricht der Dimension eines großen konventionellen Kraftwerksblocks. Diese Leistung verteilt sich im Netze ODR auf 34.000 kleine, verstreut installierte EE-Anlagen, die betrieben, gesteuert und abgerechnet werden müssen. Ein immens höherer Aufwand als für einen Kraftwerksblock. Und der Trend beim Zubau erneuerbarer Energie-Anlagen setzt sich fort: 2021 wurden über 2.200 neue Anlagen an das Versorgungsnetz der Netze ODR angeschlossen – das entspricht einer Zuwachsrate gegenüber 2020 um 20 Prozent. Ein vergleichbarer Boom ist bei den Batteriespeichern zu erkennen – rund 1.300 neue Speicher gingen im Vorjahr ans Netz. Und auch die Elektromobilität nimmt an Fahrt auf und erfordert in Zukunft mehr Strom aus Erneuerbaren.
Diese Kleinteiligkeit an dezentralen Erzeugungsanlagen und Speichern spiegele die Komplexität der Energiewende wider, betonte der technische Vorstand. „Unseren Schätzungen nach sind bis 2030 jedes Jahr das 2,5-fache an Investitionen nötig, um das Stromnetz für die Erfordernisse der Energiewende aus- und umzubauen“, informierte Frank Reitmajer. Nach wie vor würde jedoch der Netzausbau durch extrem langwierige Genehmigungsverfahren blockiert. „Dies hat zur Folge, dass bereits jetzt rund 40 Prozent der geplanten großen Erzeugungsanlagen nicht ins Netz aufgenommen werden können“, ergänzte Sebastian Maier.
Wachstum und Klimaneutralität
Blickt der technische Vorstand in Richtung 2030 gibt es ein klares Ziel: Wachstum. Die ODR plant ihr EBITDA von heute 40 Millionen auf 60 Millionen Euro zu steigern. Für den Ausbau der Strom-, Gas- und Breitbandnetze soll zukünftig bis zu 65% mehr, also um die 65 Millionen Euro, verwendet werden. Dies alles führt zu einem deutlichen Wachstum der Belegschaft. Die Mitarbeiteranzahl der ODR wird bis zum Jahr 2030 auf zirka 950 Mitarbeiter*innen ansteigen.
2021 stammten 64 Prozent des Stroms im Netzgebiet der Netze ODR rein bilanziell aus regenerativen Energiequellen. In diesem Jahr erwartet der Energiedienstleister einen Zuwachs des Anteils. „Wir gehen davon aus, dass wir das Klimaziel der Bundesregierung in unserer Region erreichen, bis 2030 den Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energien an der Gesamtstromproduktion auf 80 Prozent zu erhöhen“, sagte der technische Vorstand. Und auch im eigenen Unternehmen hat sich die ODR ambitionierte Ziele gesetzt. „Bis 2023 sind wir klimaneutral – wir befinden uns auf der Zielgeraden bei dieser internen Mammutaufgabe“, gibt Sebastian Maier einen Ausblick.